Geschichte
Aus der Geschichte lernen
„Wer […] vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart.“ (Richard von Weizsäcker in seiner Rede am 8. Mai 1985 der Gedenkveranstaltung im Plenarsaal des Deutschen Bundestages zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges)
Im modernen Geschichtsunterricht steht nicht die Aneignung von historischen Fakten und Jahreszahlen im Vordergrund, sondern die Ausbildung eines historischen Bewusstseins!
Die Auseinandersetzung mit der Geschichte, besonders unserer deutschen und europäischen Geschichte, soll den Schülerinnen und Schülern helfen, sich in ihrer Lebenswelt zu orientieren, demokratische Werte zu entwickeln und damit Gegenwart und Zukunft erfolgreich mitzugestalten.
Dieses übergeordnete Ziel zeigt sich im folgenden Strukturmodell, das illustrieren soll, in welchem Verhältnis die verschiedenen Kompetenzen zueinanderstehen, die Schülerinnen und Schüler im Laufe des Geschichtsunterrichts entwickeln sollen.
Das Geschichtsbewusstsein erscheint als übergeordnete Instanz, zu dem alle anderen Teilbereiche beitragen.
Eine Fähigkeit, die immer wichtiger wird, ist zu erkennen, dass Geschichte aus Narrationen besteht. Darstellungen aus verschiedensten Quellen, teilweise mit bestimmten Absichten, tragen alle zu dem bei, was sich als Geschichte herauskristallisiert. Bezeichnenderweise stand das 54. Kontaktstudium Geschichte der FAU 2023 unter dem Titel: „Fake News und andere Lügen - Fälschungen, Täuschungen und Wahrheit in Geschichte und Politik“.
Zeitzeugenberichte von Darstellungstexten zu unterscheiden, gesicherte Erkenntnisse von Interpretationen, Fake News von Fakten – dies ist alles Teil der narrativen Kompetenz.
Es wird deutlich, welch wichtige Bedeutung das Fach Geschichte für die politische Bildung unserer Schülerinnen und Schüler einnimmt, eines der übergeordneten bayerischen Bildungsziele.
Einmal durch die Geschichte in 6 bis 10
Im Eiltempo geht es von der Entstehung der Menschen durch die Altsteinzeit ins alte Ägypten und weiter in die griechische und römische Antike – und das alles in der sechsten Jahrgangsstufe!
Leben und Kultur im Mittelalter, am Übergang zur Neuzeit und während des 30jährigen Krieges stehen im Mittelpunkt der siebten Klasse, bevor dann die Untersuchung der modernen Vorstellungen von Mensch, Nation und Zusammenleben im 19. und 20. Jahrhundert die folgenden Jahrgangsstufen prägen: Das lange 19. Jahrhundert in der achten Jahrgangsstufe, die Weimarer Republik und die Zeit der Weltkriege in der neunten und die Geschichte von den 60er Jahren bis heute in der zehnten Klasse.
Wir gehen dabei grundsätzlich chronologisch vor, immer wieder unterbrechen jedoch Längsschnitte das Voranschreiten und interessante Themen werden im Lauf der Geschichte betrachtet, z.B. „Rechte des Menschen gestern und heute“ in Klasse 9 oder „Bauerwerke als Ausdruck politischen Denkens“ in Klasse 7.
Die neue Oberstufe 11 bis 13
Die neue elfte Jahrgangsstufe ab dem Schuljahr 2023-24 will Schülerinnen und Schülern helfen, eine neue Perspektive einzunehmen, die nach Einschätzung der Lehrplankommission zuvor zu wenig Platz eingenommen hat: Neben dem inhaltlichen Schwerpunkt der Migration lautet „Geschichte erinnern“ die große Überschrift.
- Wie gehen wir mit der Vergangenheit um?
- Worin besteht der Unterschied zwischen individueller und kollektiver Erinnerung?
- Woran wollen wir erinnern?
- Wie ist aktuelle Erinnerungskultur zu verschiedenen Ereignissen zu bewerten?
Die zwölfte und dreizehnte Jahrgangsstufe führen als Profil- und Leistungsstufe (PuLSt) zum Abitur hin. Weiterhin können die Schülerinnen und Schüler mündlich oder schriftlich Abitur in Geschichte machen, weiterhin haben alle in beiden Schuljahren zwei Wochenstunden Geschichte, weiterhin gibt es die Möglichkeit, Geschichte als Fach für das W-Seminar zu wählen und sich intensiv mit einer historischen Fragestellung zu beschäftigen.
Neu ist die Möglichkeit, Geschichte als Leistungsfach zu wählen, das heißt, sich auf vertieftem Niveau im Rahmen von vier Wochenstunden mit der Geschichte auseinanderzusetzen – eine tolle Chance für unsere geschichtsinteressiertesten Schülerinnen und Schüler.
Inhaltlich werden in den Klassen 12 und 13 bereits bekannte Zeitabschnitte herausgegriffen, die dann intensiv und unter bestimmten thematischen Gesichtspunkten untersucht werden: Die deutsche Nationsbildung und die Industrialisierung im 19. Jahrhundert, der Widerstreit zwischen Demokratie und Diktatur im zwanzigsten Jahrhundert, aber der Blick geht auch über den näheren Horizont hinaus auf die Geschichte rund um die Themen China, Russland und Nahost.
Die Fachschaft
Am Ohm-Gymnasium steht die große Anzahl von aktuell zwanzig ausgebildeten Lehrkräften im Fach Geschichte zur Verfügung. Die Fachschaft wird von OStR Jakob Thomé geleitet.
6. Jahrgangsstufe - Museum im Koffer
Jedes Jahr im März: Eintauchen in die Welt der Römer: Das Museum kommt in die Schule! Römisches Makeup anrühren und auftragen, römische Gerichte kochen, römische Schrifttafeln anfertigen.
7. Jahrgangsstufe – Zeit der Burgen und Schlösser
Manchmal ein Rundgang über die Burg Nürnberg, manchmal Lektürearbeit zu „Philipp zwischen Kaiser und König“, manchmal eine Exkursion zu einem Barockschloss – auf verschiedenste Weise tauchen die Schülerinnen und Schüler in Mittelalter und frühe Neuzeit ein.
8. Jahrgangsstufe – Zeitreise ins lange 19. Jahrhundert
Napoleon, die Industrialisierung, Kolonialismus, der Erste Weltkrieg – Anknüpfungspunkte gibt es genug, Geschichte anschaulich, anfassbar und verständlich zu machen, z.B. im Bild das Industriemuseum in Lauf.
9. Jahrgangsstufe – Auseinandersetzung mit der NS-Zeit
Alle neunten Klassen besuchen die KZ-Gedenkstätte Dachau. Nicht nur im Geschichtsunterricht setzen sich die Schülerinnen und Schüler intensiv mit der NS-Zeit auseinander und arbeiten die Eindrücke aus der Gedenkstätte auf, sondern auch im Rahmen eines Workshop-Tages, an dem sie sich mithilfe der Methoden von Betzavta mit Grundfragen des demokratischen Zusammenlebens beschäftigen.
10. Jahrgangsstufe – Das geteilte Deutschland
In der zehnten Klasse nähert sich der Lehrplan immer schneller der Gegenwart an. Ein Schwerpunkt ist das Kennenlernen einer weiteren Diktatur in der deutschen Geschichte – der DDR. Gegen Ende des Jahres kommt schon seit Jahren Mario Röllig für einen Zeitzeugenvortrag an die Schule. Er hat die Unterdrückung in der DDR hautnah miterlebt und schildert den Schülerinnen und Schülern seine Geschichte sehr eindrücklich, angereichert durch seine Perspektive als schwuler Mann, der heute sehr aktiv in der CDU arbeitet.